Talk about mit Marcus Jünemann

Interview mit Marcus Jünemann

Medizin-Netz-Stormarn eG (Menesto eG),
vom 07.03.2019

FKQS-SH: Sind Sie schon angeschlossen?

Marcus Jünemann: Ja, das ist inzwischen geschehen – leider etwas später als geplant, da der Antrag zwischenzeitlich verloren gegangen war.

War der technische Aufbau problemlos?

Marcus Jünemann: Der Aufbau war bis auf ein paar Nachbesserungen problemlos und das System läuft auch reibungslos.

Wo sehen Sie die Chancen bzw. Risiken bei der Telematik Infrastruktur?

Marcus Jünemann: Heute ist das Problem, dass viele Standards nebeneinander existieren, die nicht miteinander reden können. Hier ist die große Chance gegeben, dass z. B. e-Rezepte geschrieben werden können. Gut ist, dass die Politik die Initiative ergriffen hat und den Beschluss gefasst hat, flächendeckend eine Infrastruktur zu schaffen.

Nicht nur Rezepte, sondern Befunde können ausgetauscht werden, der Arzt-zu-Arzt-Kontakt wird vereinfacht, eine elektronische Patientenakte wird immer wahrscheinlicher. Auch die Arzneimittelsicherheit wird erhöht. Wenn die technische Grundlage geschaffen ist, geht alles schneller und Dinge die zusätzlich gebraucht werden, werden auch schneller entwickelt werden.

Das Risiko ist leider heute spürbar. Der Praxisalltag wird teilweise lahmgelegt bzw. behindert. Karten können nicht gelesen werden, auch ca. 20 % der G2-K, dann muss das alte Lesegerät bemüht werden. Auch könnte ein zentraler Datenabgleich über alle Bereiche des Gesundheitswesens ein Risiko in sich bergen. Daher halte ich eine dezentrale Speicherung für wichtig. Außerdem wünsche ich mir den Einsatz einer Form von künstlicher Intelligenz, die die Durchsuchung der elektronischen Patientenakte strukturiert ermöglicht.

Wird aus Ihrer Sicht die Politik den Termin bzgl. möglicher Honorarkürzungen eventuell noch einmal verschieben, weil die Softwarehäuser die Praxen nicht schnell genug ausstatten könnten?

Marcus Jünemann: Zur Zeit sind ca. 30 % der Praxen angeschlossen. Der Termin ist lange genug bekannt. Jetzt sollte es auch klappen. Honorarkürzungen sind nie ein gutes Mittel Druck auszuüben.

Wer ist Ihr derzeitiger Ansprechpartner für die Telematik-Infrastruktur?

Marcus Jünemann: Mein Softwarehaus ist für mich jederzeit ansprechbar. Meine Hotline funktioniert sehr gut. Wir hatten nur manchmal Differenzen bzgl. der Definition der Installationspauschale. Nachbesserungen gehörten meiner Meinung nach dort mit hinein. Aber wir sind uns einig geworden.

Kommt es durch den Anschluss zu vermehrten Systemabbrüchen oder zu Problemen mit der PVS?

Marcus Jünemann: Nein, denn die Alternativgeräte, soll heißen alte Lesegeräte, können noch betrieben werden. So gibt es auch keine Probleme mit inzwischen nur noch wenigen alten Versichertenkarten. Dort geschieht der Datenabgleich durch Telefonanruf bei der Kasse, die alle gut erreichbar sind. Die schriftliche Bestätigung folgt dann kurzfristig.

Haben Sie Ängste bezüglich der Kommunikation über die Telematik-Infrastruktur mit den Krankenkassen und wenn ja, welche?

Marcus Jünemann: Nein, keine.

Was müsste Ihrer Meinung nach geändert werden?

Marcus Jünemann: Bisher kann die TI nicht auf das PVS-System zugreifen, da keine Schnittstelle vorhanden ist. Ich glaube aber, dass das über kurz oder lang erfolgen wird.

Die technische Ausstattung ist zwar gut, aber ein Lesegerät pro Praxis ist definitiv nicht ausreichend. Das müsste je Arzt geregelt sein. Wir arbeiten hier zu dritt. Ein Lesegerät reicht bei weitem nicht aus.

Wie könnte Ihrer Meinung nach die Politik/Selbstverwaltung Sie noch unterstützen?

Marcus Jünemann: Die Veranstaltungen vor Ort haben uns gut informiert. Eigentlich müsste es jetzt gut laufen.

Das Interview führten Dr. Claudia Ehrenhofer und Helga Schilk

Curriculum Vitae Marcus Jünemann

Master of Business Administration (Health Care Management)
Facharzt für Innere Medizin
Facharzt für Allgemeinmedizin
Palliativmedizin

Beruf
seit 2015
Berater und Projektkoordinator, u.A.
Ärztezentrum Büsum gGmbH / PORT- Projekt Robert-Bosch-Stiftung

seit 2008
Gesellschafter als Facharzt für Innere Medizin / Hausarzt
Hausärztegemeinschaft Großhansdorf / Schleswig-Holstein

Berufspolitische Tätigkeiten

Ärztekammer Schleswig-Holstein
seit 2013
Mitglied im Kernausschuss Qualitätsmanagement

seit 2019
ärztlich wissenschaftlicher Leiter Curriculum Casemanagement

2013 – 2018
Mitglied der Kammerversammlung

Kassenärztliche Vereinigung Schleswig Holstein
seit 2012
Mitglied in Prüfungsgremien

seit 2013
stellv. Mitglied im gemeinsamen Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen Schleswig-Holstein

2012 – 2017 stellv. Mitglied der Abgeordnetenversammlung

Sozialgericht Kiel
seit 2014
ehrenamtlicher Richter für Kassenarztrecht

Ärztegenossenschaft Nord
2013 – 2015
stellv. Aufsichtsratsvorsitzender

2015 – 2016
Vorstandsmitglied

„menesto“ e.G. Medizin Netz Stormarn
2009 – 2013
Vorstand / Gründungsmitglied